Verbot des Friedens
Staatsanwaltschaft, Polizei und Amtsgericht München verbieten die Fotomontage des weltbekannten Künstlers John Heartfield gegen Krieg und Faschismus. Rechtswidrig gehen sie gegen die Internationale-Antikriegs-Veranstaltung am 29. September in München vor, indem sie Hausdurchsuchungen durchführen und die Flugschriften beschlagnahmen.
Diese Angriffe auf die Meinungs- und Kunstfreiheit, zugleich Angriffe gegen den Künstler John Heartfield, gegen jeden Kriegsgegner, gegen jeden Demokrat und Friedensfreund, müssen entschieden abgewehrt werden. Sonst geht wieder ein Stück bürgerlicher Demokratie und damit ein Stück der Möglichkeit unserer Gegenwehr, gegen den Krieg von deutschem Boden aus, kampflos verloren.
Schickt Solidaritätsadressen, protestiert gegen das rechtswidrige Vorgehen im Grunde gegen jeden Kriegsgegner. Helft mit, dass dieser Angriff gegen die, die vor dem drohenden deutschen Krieg warnen, zurückgeschlagen wird.
Kündigung des Veranstaltungsorts
Am 10. September 2012 wurde der „Stiftung für die unliterarische Verwendung der Literatur (Hiobs Vermächtnis)“ durch den Kanzler der Musikhochschule, der dem bayerischen Innenministerium untersteht, mitgeteilt, dass er den Mietvertrag, der am 5.April 2012 mit ihm und mit der Stiftung geschlossen wurde, anficht. Das heißt: Er möchte der internationalen Aktionseinheit verweigern, ihre Veranstaltung am 29. September in den Räumen der Musikhochschule durchzuführen.
Eigentlich gilt die Freiheit der Kunst. Diese Kunstfreiheit hat aber ihre Grenzen, wenn sie für Krieg, Faschismus und für kulturelle Barbarei mißbraucht wird. Es ist selbstverständlich, dass vor der Vertragsschließung und während der Vertragsschließung der Musikhochschule und ihrer Verwaltungsebene samt dem Präsidenten der Musikhochschule bekannt war, dass die „Stiftung für die unliterarische Verwendung der Literatur“ in Zusammenarbeit mit der Aktionseinheit die Veranstaltung durchführt. Weiterhin war ihr bekannt der Titel der Veranstaltung „Klassenkampf statt Weltkrieg“, wie ihr Inhalt in groben Zügen.
Kündigungsschreiben des Kanzlers der Musikhochschule
Stellungnahme der „Stiftung für die unliterarische Verwendung der Literatur (Hiobs Vermächtnis)“
Am 29. September 1938 begann der Marsch in den 2. Weltkrieg. Er wurde als Werk des Friedens gefeiert. England und Frankreich hatten Deutschland ein Stück der Tschechoslowakei ausgeliefert. Mit dem „Münchner Abkommen“, das im sogenannten „Führerbau“ ausgehandelt wurde. Statt die UdSSR beim Wort zu nehmen und mit ihr zusammen und nötigenfalls mit Waffengewalt die Tschechoslowakei zu schützen. Die Quittung kam ein knappes Jahr später mit dem deutschen Einmarsch in Polen, wegen dem Frankreich und England Deutschland den Krieg erklärten, der dann zum Weltkrieg wurde. Mit dem deutschen überfall auf die Sowjetunion.
Der „Führerbau“ dient heute als Hochschule für Musik und Theater, sieht innen und außen fast genau so aus wie damals und ist ein wahrhaft passender Ort für eine internationale Veranstaltung, mit der Repräsentanten der Völker der Tschechischen Republik, Polens und der BRD und annektierten DDR vor einem 3. Weltkrieg warnen wollen. Am Jahrestag des „Münchner Abkommens“.
Denn wieder wurde Deutschlands Herren ja nicht nur ein Stück, sondern gleich ein ganzes anderes Land überlassen, die DDR. Die aus dem Sieg über Hitlerdeutschland entstanden war! Und das Ende eines Groß deutschlands bedeutete. Wie damals war dem Westen aber die – damals im Unterschied zu 1989 vergebliche – Hoffnung auf die Zerstörung der UdSSR wichtiger als der Erhalt der Nachkriegsrealität. Jetzt reicht „Deutschland“ wieder vom Rhein bis an die Oder. Und wirft sein ganzes Gewicht in die Waagschale, um anderen Völkern seinen Willen aufzuzwingen. Heute Griechenland und Spanien, Frankreich ist nicht weit davon entfernt, und in Polen und der Tschechischen Republik macht sich deutsches Kapital breit. Und Militär. Und wenn die in Großbritannien und anderswo recht bekämen, dass „Deutschland“ ohne Waffengewalt erreicht, was Hitler noch nicht schaffte, die Herrschaft über den Kontinent, dann hieße das nur, daß näher rückt, was nicht ohne Waffengewalt entschieden werden kann, wer immer sich im Kampf um die Vorherrschaft auf diesem Planeten gegenüberstehen wird.
Aber es ist noch nicht zu spät. Es ist nicht nur die Frage, auf wessen Seite wir stehen wollen, wenn der Krieg näher rückt. Es ist die Frage, wo wir heute stehen. Auf der Seite unserer Herren oder auf unserer eigenen Seite, die auch die Seite der anderen Völker ist. Deswegen findet diese internationale Veranstaltung am Jahrestag des „Münchner Abkommens“ statt, am Samstag, den 29. September, in jenem ehemaligen „Führerbau“. Als Fortsetzung einer vor vielen Jahren unter dem Titel „Das Begräbnis oder DIE HIMMLISCHEN VIER“ begonnenen Aktivität und als Auftakt für eine internationale Antikriegsaktion, die wie schon im vorigen Jahr im nächsten und übernächsten Jahr unter dem Motto „KLASSEN KAMPF STATT WELTKRIEG“ von der BRD und der annektierten DDR in die Tschechische Republik und nach Polen führen wird. Beweist mit eurer Teilnahme an dieser Veranstaltung, auf welcher Seite ihr zu finden seid. Nicht morgen oder übermorgen. Sondern heute!
Flugschrift zur Anti-Kriegs-Veranstaltung am 29. September 2012
Download der Flugschrift als PDF: Bitte hier klicken!
Einleger zur Flugschrift als PDF: Bitte hier klicken!
Der Sieg in der Schlacht um die Musikhochschule!
Wer die wochenlange Schlacht um die Hochschule für Musik und Theater gewonnen hat, war bis zuletzt offen. Ab Samstag 10 Uhr galt der Vertrag, den die Hochschule im April mit der Stiftung für die unliterarische Verwendung der Literatur über eine Veranstaltung gegen den Krieg abgeschlossen hatte. Eine Veranstaltung am Jahrestag des „Münchner Abkommens“, durch das Deutschland 1938 einen Teil der Tschechoslowakei an sich reißen durfte. Der Kanzler der Hochschule hatte den Vertrag annullieren wollen, unterlag damit vor Gericht, erklärte aber, das Urteil zu mißachten, und in der Nacht von Freitag auf Samstag hing immer noch dieses Schild an der Hochschule:
Erst am Samstagfrüh gab der Kanzler klein bei und ließ die Türen der Musikhochschule öffnen. In fieberhafter Eile begann die Vorbereitung der Veranstaltung um 17 Uhr. An ihr nahm auch der Kanzler der Hochschule teil und konnte sich selbst davon überzeugen, daß sich Kunst und Politik überhaupt nicht ausschließen. Am Schluß, als das „Solidaritätslied“ über das von Zwergen vor einem in einem Glassarg ruhenden Krokodil angestimmte „Deutschlandlied“ gesiegt hatte, weil immer mehr aus dem Publikum gegen das „Deutschland über alles“ ansangen, Jugendliche und Arbeiter die Bühne stürmten, das Krokodil schließlich von der Bühne warfen und auf einer Trompete die „Internationale“ erklang, da klatschte auch der Kanzler mit. Der Mann hätte es einfacher haben können! Und hat jetzt Gelegenheit, seinen am 25. Oktober vom Landgericht zu verhandelnden Widerspruch gegen das Urteil des Amtsgerichts zurückzuziehen und ruhiger zu schlafen!
Der Führerbau in München
Bis 1933 | Wohnhaus von A. Pringsheim und Tochter Katharina, Frau von Thomas Mann |
1933 | Zwangsenteignung und Abriss des Hauses durch die NSDAP Errichtung des „Führerbau“ |
1938 | Diktat des Münchner Abkommens durch Hitler, Chamberlain, Daladier u. Mussolini |
1945 | Beschlagnahmung durch die Armee der USA |
1948 | Übergabe von der USA (Land der Anti-Hitler Koalition) an Bayern |
1954 | Umbau des Nazi-Kongresssaal zu einem Konzertsaal |
1957 | Hochschule für Musik |
1995 | Nachstellung des Diktats des „Münchner Abkommens“ „Der Frieden, der zum Krieg führt“ |
2012 | Kommt zur Internationalen Anti-Kriegs-Veranstaltung |